eAssessment mit Lernplattformen
Der Mensch lernt am einfachsten, in dem er etwas beobachtet und anschliessend praktisch umsetzt. Aus den Fehlern lernt man entsprechend. Wie ist das aber, wenn man theoretisch sein Knowhow erweitern möchte oder muss? Wie kann man für sich selbst oder wie kann jemand aus der Distanz überprüfen, ob das Lernen auch fruchtbar war? Am einfachsten kann mittels eines Tests oder einer Prüfung sichergestellt werden, ob etwas gelernt wurde oder nicht. Dabei kann es sich um einen Test oder Selbsttest handeln, je nach gewünschtem Lernszenario.
Es ist meist unerheblich, ob das Gelernte bei Schülern, Studierenden oder Mitarbeitern überprüft werden soll. Prüfungssituationen, Tests sowie Zertifikate oder Nachweise gibt es überall dort, wo ein Wissensnachweis erbracht werden soll.
Dementsprechend sind auch die Anforderungen an eine digitale Prüfungsumgebung sehr ähnlich, unabhängig von der Tatsache, ob man in der Schule, Universität oder in der Firma Wissen testen möchte. Wichtig dabei ist nur, dass ein Prüfungstool mit vielen Funktionen zur Verfügung steht.
Die Umsetzung einer Prüfung setzt sich gewöhnlich aus vier Teilbereichen zusammen:
- die Fragen- und Testerstellung
- die Durchführung
- die Korrektur
- die Darstellung der Resultate
Um sich die Anforderungen an die Teilbereiche besser vorstellen zu können, macht es Sinn, sie konkret an einem Beispiel zu besprechen. Dafür eignet sich die Lernplattform OpenOLAT, da diese in allen Bereichen umfassende Funktionen bietet.
Fragen erstellen ist aufwändig. Unglücklicherweise haben die Beteiligten einer Testerstellung unterschiedliche Kompetenzen. Die Fachverantwortlichen haben das Fach-Knowhow, kennen sich aber meist mit den umfassenden Funktionen von Lernplattformen nicht aus. Die elearning-Verantwortlichen dagegen können die Lernplattformen bedienen, haben aber nicht die fachliche Kompetenz. Die triviale Lösung könnte heissen: ein LMS muss so einfach zu bedienen sein, dass jeder Tests erstellen kann. Leider wird dabei vergessen, dass Lernplattformen den Standard QTI umsetzen sollten, im besten Fall QTI 2.1. Dieser Standard ist komplex und nicht einfach ohne Komplexität in einem LMS abzubilden. Aus diesem Grund ist die einzig sinnvolle Lösung, die Arbeitsschritte zu trennen. Fachpersonen erstellen Fragen, elearning-Verantwortliche erstellen Tests und konfigurieren diese. In OpenOLAT ist dieser Prozess mit einem Workflow umgesetzt, zudem stehen 13 verschiedene Fragetypen bereit. Den Fachverantwortlichen können in der Benutzerverwaltung Kompetenzen zugewiesen werden. Sie haben anschliessend Zugriff auf ihren eigenen Fragenpool, in dem sie aber nur Fragen aus ihrem Kompetenzbereich erstellen können. Nach der Erstellung werden die Fragen für den Workflow freigegeben. Andere Autoren haben anschliessend die Möglichkeit, die Frage zu bewerten. Bei einer hohen Bewertung wird die Frage in den zentralen Pool frei gegeben, bei schlechter Bewertung kann sie zur Korrektur an den Ersteller zurückgegeben werden. Somit wird die Qualität der Fragen gleich kontrolliert.
Die elearning-Verantwortlichen haben anschliessend die Möglichkeit, aus den zentralen Fragenpools Tests zu erstellen. Durch die Anreicherung jeder Frage mit Metadaten und Zuordnungen nach Schwierigkeit, Fachbereich usw. können selbst aus Tausenden Fragen die Richtigen ausgesucht werden. Die Tests selbst können so konfiguriert werden, dass sie als Selbsttests oder für scharfe Prüfungen ausgelegt sind.
Stabilität, Sicherheit und Performance sind bei der Durchführung von elektronischen Tests von grösster Bedeutung. Sämtliche Aktionen müssen immer sofort auf dem Server gespeichert werden, um zu gewährleisten, dass auch im Falle eines Unterbruchs die bereits durchgeführten Tätigkeiten gespeichert wurden. Elektronische Prüfungen werden noch immer selten eingesetzt und führen deshalb sowohl bei den Testdurchführenden als auch bei Testanden zu grossem Stress. Deshalb ist es besonders wichtig, dass ein System sofort reagiert und auch bei hohen Zugriffszahlen keine Verzögerungen zeigt.
Bei Prüfungssituationen sollte es zudem möglich sein, privat genutzte Computer über den Safe Exam Browser abzusichern, die IP-Adresse zu kontrollieren und im LMS auf keine anderen Daten als dem Test zugreifen zu können. OpenOLAT unterstützt alle Anforderungen und skaliert auch bei grössten Instanzen.
Neben den Möglichkeiten der Testerstellung ist auch der Korrekturmodus nicht ausser Acht zu lassen. Die meisten Fragetypen wie z.B. Single Choice, Multiple Choice oder Drag&Drop können automatisiert ausgewertet werden. Freitextfragen jedoch muss ein Verantwortlicher manuell auswerten. Auch kann es gelegentlich vorkommen, dass automatisch korrigierte Antworten nachkorrigiert werden müssen. OpenOLAT bietet hier ein umfangreiches Bewertungswerkzeug mit dem die Tests korrigiert werden können. Teststatistiken unterstützen die Auswertung, da falsche, zu leichte oder zu schwierige Fragen sofort erkannt werden können.
Bei prüfungsrelevanten Tests ist die Einsichtnahme der Ergebnisse meist nicht gewollt oder nur unter bestimmten Bedingungen zugelassen. So könnte es beispielsweise interessant sein, die Ergebnisse erst nach einer Zeitperiode nach Beendigung des Tests und für einen bestimmten Zeitraum freizuschalten.
Geht es aber um Tests zur Selbstkontrolle ist die Rückmeldung sehr wichtig. Die richtigen Ergebnisse können dabei sofort nach der Beantwortung der Frage oder auch erst nach Beendigung des Tests angezeigt werden. Auch Feedbacks nach jeder Antwort können helfen, das Gelernte besser zu reflektieren. OpenOLAT stellt diese und viele weitere Konfigurationen bereit.
Für die Durchführung von elektronischen Prüfungen braucht es sichere Tools mit grossem Funktionsumfang. Wenn ein solches Tool gleichzeitig noch für elearning, Absenzenmanagement und mit Hilfe von Fragebögen für das Qualitätsmanagement genutzt werden kann, steht dem Einsatz eigentlich nichts mehr im Wege. Und ja, OpenOLAT kann über Webservices perfekt in bestehende Applikationen integriert werden.