OpenOlat 20 Testbericht des eLearning Journals
Nachfolgend finden Sie den Testbericht des eLearning Journals vom April 2025.
«Funktionsvielfalt zählt seit jeher zu den Stärken von OpenOlat. Ob Kurseditor, Test- bzw. Prüfungssystem oder Medieneinbindung – das Open-Source-LMS bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten für Autor:innen, Administrator:innen und Lernende. Bereits in unserem letzten Testbericht Ende 2023 standen unter anderem der überarbeitete Kurskatalog, der neue Content-Editor samt Mediencenter sowie ein Video-Editor und ein Projekt-Tool im Mittelpunkt.
Im neuen Release wird Open Olat um einen weiteren Baustein ergänzt: das Kursmanagement. Der neue «Course Planner» ergänzt das bestehende System um eine zentrale Verwaltungskomponente, mit der sich Lernangebote nicht nur gestalten, sondern auch planen, buchen und steuern lassen – ein Schritt, der OpenOlat in Richtung einer vollwertigen Gesamtlösung führt. Im Rahmen unserer Testreihe konnten wir das aktuelle Release erneut ausprobieren.
Open Source LMS mit neuer Dimension
OpenOlat ist seit vielen Jahren als Open-Source-LMS im Einsatz, insbesondere im Hochschul- und Weiterbildungsbereich. Die Plattform zeichnet sich durch eine breite Funktionsvielfalt und eine hohe Anpassbarkeit aus. Mit dem aktuellen Release 20 findet nun auch die Integration von administrativen Verwaltungsprozessen, wie Kursbuchung und -planung, ihren Platz im LMS. Für bestehende Nutzer:innen, die bislang externe Tools zur Organisation von Kursen einsetzen mussten, bedeutet dies eine spürbare Vereinfachung und Effizienzsteigerung im Bildungsalltag.
Kursmanagement: Kombination von Lernen und Verwaltung
Mit dem neuen «Course Planner» wird somit eine zentrale Komponente eingeführt, die es ermöglicht, nicht nur wie bisher Lernangebote zu erstellen und bereitzustellen, sondern auch Buchungsprozesse zu steuern, Ressourcen zuzuweisen und Zielgruppen differenziert anzusprechen.
Im Test zeigt sich der Course Planner als zentrales Steuerungselement für die gesamte Kurslogistik: Veranstaltungszeiträume und -orte, Veranstalter, Ort bzw. virtuelles Format, Gruppengröße und Anmeldeverfahren können zentral definiert und verwaltet werden. In einem exemplarischen Anwendungsfall kann beispielsweise ein mehrtägiges Präsenztraining mit festen Terminen, einer begrenzten Teilnehmerzahl und definierten Buchungszeiträumen angelegt werden. Der gesamte Prozess – von der Planung über die Sichtbarkeit im Katalog bis hin zur Zuweisung der Teilnehmer:innen – lässt sich im System vollständig abbilden. Dabei können auch ergänzende Informationen wie Raumressourcen, Zielgruppenfilter und Anmeldeverfahren konfiguriert werden.
Die neue Option, Kurse bereits vor der Anmeldung in OpenOlat einzusehen, erweitert die Nutzungsmöglichkeiten deutlich und sorgt für mehr Transparenz. Interessierte können sich einen Überblick verschaffen, ohne bereits im System registriert zu sein. So lassen sich etwa Kursbeschreibungen, Termine oder Teilnahmebedingungen öffentlich darstellen, bevor eine verbindliche Anmeldung erfolgt. Die eigentliche Buchung kann anschließend nahtlos über interne Verfahren oder angebundene Bezahlsysteme abgewickelt werden.
Ergänzt wird das Kursmanagement durch vielfältige Funktionen zur operativen Kursverwaltung. Dazu zählen unter anderem das Teilnehmermanagement, Kurs-Checklisten sowie Kalender- und Erinnerungsfunktionen. Diese Werkzeuge greifen nahtlos ineinander und unterstützen Kursverantwortliche bei der Betreuung ihrer Teilnehmenden – von der ersten Buchung bis zum Abschlussnachweis.
Ein zentrales Element ist die differenzierte Rollenzuweisung: Teilnehmer:innen, Trainer:innen, Autor:innen und Administrator:innen erhalten gezielte Zugriffsrechte, was für klare Zuständigkeiten und Datensicherheit sorgt.
Auch die Auswertung kommt nicht zu kurz: Ein integriertes Reporting-Modul ermöglicht detaillierte Einblicke in Kursverläufe, Anwesenheiten und Feedback. Insgesamt entsteht durch die Kombination aus Kursplanung, Verwaltung und Kommunikation ein rundes System, das sich sowohl für standardisierte Bildungsangebote als auch für individuelle Lernszenarien eignet.
Kurskatalog und –übersicht
Der überarbeitete Kurskatalog in OpenOlat 20 übernimmt eine zentrale Rolle im Zugang zu Lernangeboten – sowohl für Teilnehmende als auch für Autor:innen und Administrator:innen. Er fungiert dabei nicht nur als reine Auflistung, sondern als intelligentes Navigationsinstrument: Kurse lassen sich nach Themen, Formaten, Dauer oder Zielgruppen filtern, sodass Nutzer:innen rasch passende Angebote finden können. Die zugrundeliegende Taxonomie unterstützt eine fein differenzierte Strukturierung nach Fachbereichen, Kompetenzniveaus oder Programmen.
Die Startseite – bzw. das persönliche Dashboard – ist dynamisch aufgebaut und richtet sich nach der jeweiligen Nutzerrolle. Während Autor:innen schnellen Zugriff auf die von ihnen erstellten Kurse erhalten, sehen Teilnehmende vor allem ihre aktuellen Buchungen und Empfehlungen. Administrator:innen wiederum profitieren von einem Überblick über Systemaktivitäten oder organisatorische Hinweise. Das Layout in Kacheloptik bietet zusätzlich Raum für personalisierte Favoriten und zuletzt besuchte Kurse, sodass der Wiedereinstieg jederzeit intuitiv gelingt.
Kurserstellung: Umfangreiche Optionen für Autor:innen
Der Autorenbereich in OpenOlat bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Entwicklung und Organisation von Lerninhalten – von klassischen Kursen bis hin zu komplexen, mehrstufigen Lernpfaden. Neben Kursen können auch Tests, Wikis, Podcasts oder Formulare erstellt und verwaltet werden. Die Kurserstellung beginnt mit einer strukturierten Eingabemaske, über die grundlegende Informationen wie Titel, Lernziele, Zielgruppe oder Durchführungsformate hinterlegt werden. Auch erweiterte Metadaten wie Sprache, Fachbereich oder Sichtbarkeitsoptionen lassen sich flexibel anpassen.
Der Editor selbst ist blockbasiert aufgebaut und erlaubt eine flexible Strukturierung der Inhalte. Neben klassischen Text- und Bildbausteinen lassen sich modular auch Videos, interaktive Elemente oder externe Ressourcen einbinden, verschieben und kombinieren. Der integrierte Video-Editor bietet zusätzliche Optionen wie das Setzen von Kapiteln, Kommentaren oder Quizfragen. In Kombination mit dem Fragenpool lassen sich auch komplexe Prüfungsszenarien umsetzen. Kursbausteine wie Diskussionsforen, Aufgaben oder Umfragen lassen sich direkt in die Kursstruktur integrieren.
Auch anspruchsvolle Kursstrukturen – etwa mit Verzweigungen, Abschlussbedingungen oder zeitgesteuerten Freischaltungen – können effektiv umgesetzt werden. So gibt es zum Beispiel die Option, Tests oder Reflexionsfragen erst freizuschalten, wenn bestimmte Module erfolgreich abgeschlossen wurden.
Plattform-Architektur und Nutzererlebnis
OpenOlat 20 präsentiert sich als technisch ausgereiftes, stabiles und flexibel integrierbares System. Die vollständig browserbasierte Plattform ist responsiv aufgebaut und kann auf Mobilgeräten ohne Funktionseinschränkungen genutzt werden. Die Benutzeroberfläche ist aufgeräumt, logisch strukturiert und weitgehend intuitiv bedienbar, auch wenn der Funktionsumfang eine gewisse Einarbeitung voraussetzt.
Besonders hervorzuheben ist die modulare Anpassbarkeit: Navigation, Kachelstruktur, Begriffe, Farben und Startseiten können auf Organisationsebene individuell angepasst werden. So lässt sich etwa die Terminologie an betriebsinterne Rollenmodelle anpassen oder das visuelle Erscheinungsbild im Corporate Design abbilden – ohne tiefere technische Eingriffe.
Auch auf technischer Ebene überzeugt OpenOlat mit Anschlussfähigkeit: Über etablierte Schnittstellen wie LTI lassen sich externe Inhalte einbinden oder Systeme koppeln, etwa für virtuelle Klassenzimmer, Bezahllösungen oder Single Sign-On. Damit eignet sich die Plattform sowohl für einfache Anwendungsszenarien als auch für komplexe Bildungsarchitekturen.
Fazit
OpenOlat 20 setzt die Entwicklung zu einer integrierten Lern- und Verwaltungsplattform konsequent fort. Mit dem neuen Kursmanagement und dem “Course Planner“ wird die Brücke zwischen didaktischer Gestaltung und organisatorischer Umsetzung geschlagen. Für Einrichtungen, die ihre Kursplanung, Durchführung und Kommunikation in einer zentralen Lösung abbilden möchten, stellt OpenOlat eine funktional breite und individuell anpassbare Option dar. Die Einarbeitung in die neuen Funktionen erfordert ein gewisses Maß an Systemkenntnis, wird jedoch durch die gebotene Tiefe und Flexibilität aufgewogen. Wer bereit ist, sich mit dem System auseinanderzusetzen, profitiert von einem Werkzeug, das flexibel, skalierbar und zukunftsfähig ist.»